18.11.2022

Sie geben den Menschen Kraft, ihren eigenen Weg weiterzugehen

Im CaritasKlinikum Saarbrücken sorgen sich fünf Klinikseelsorgerinnen und Klinikseelsorger um das seelische Wohl der Patienten und Mitarbeitenden.

Täglich sind Corinna Clasen, Erwin Graus, Markus Meiser, Hermann-Josef Mayers und Beatrice Quirin im CaritasKlinikum unterwegs. Sie sind Teil der Klinik und arbeiten vertrauensvoll mit den anderen Berufsgruppen zusammen, doch sind sie keine Angestellten der Klinik, sondern im Auftrag des Bistums Trier und der Evangelischen Kirche im Rheinland tätig.

 

„Der Augenblick zählt“, sagt Corinna Clasen. „Gerade im Krankenhaus ist die gemeinsame Zeit mit den Patienten auf die Dauer des Aufenthaltes begrenzt.“ Seit zwei Jahren arbeitet sie als evangelische Pfarrerin im ökumenischen Seelsorgeteam an den beiden Standorten des CaritasKlinikums in Saarbrücken und Dudweiler.

 

Das Team steht Patienten zur Seite und ergänzt die ärztliche, pflegerische und therapeutische Behandlung. Sie nehmen sich Zeit zum Zuhören, für gemeinsame Gebete oder Gespräche über alles, was die Menschen bewegt.


Auch für die Angehörigen und Mitarbeitenden sind sie vertrauensvolle Gesprächspartner. „Wir begegnen den Menschen im Hier und Jetzt“, sagt Markus Meiser, katholischer Pastoralreferent und seit drei Jahren für den Standort St. Josef Dudweiler zuständig. „Wir wollen den Menschen Kraft geben, ihren eigenen Weg weiterzugehen.“


Hermann-Josef Mayers ist katholischer Pastoralreferent und seit 20 Jahren im CaritasKlinikum aktiv. „Teilweise merken wir, dass Klinikseelsorge nicht als systemrelevant wahrgenommen wird, denn das System Krankenhaus funktioniert auch ohne uns“, so Mayers. „Wir stehen dafür ein, dass der Mensch in seiner Gesamtheit wahrgenommen wird und dass es in einem Krankenhaus um Heilung geht und nicht um Reparatur. Auch wenn es in manchen Fällen nur die Seele ist, die noch geheilt werden kann.“ Mayers ist seit vielen Jahren Sprecher der katholischen Klinikseelsorger im saarländischen Teil des Bistums Trier und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem im Bereich der Pflege, ein.


Manche Begegnungen bleiben an der Oberfläche, viele gehen tiefer. Einige Patienten sehen sie einmal, andere öfter. Seelsorge kann jeder in Anspruch nehmen, unabhängig von Konfession und religiöser Bindung. Sie ist ein Begegnungsangebot, das die Möglichkeit bietet, Dinge anzusprechen, die man sich sonst nicht zu sagen traut. Seelsorger sind da, sie sehen und hören zu.


„Vor kurzem hat mich eine Krankenschwester kontaktiert, denn einem Patienten auf der Station ging es nicht gut“, so Mayers. Der Patient war zuvor zehn Wochen auf der Intensivstation und lag davon auch einige Zeit im Koma. „Er hat mich gefragt, warum ich ihn besuche, wo er doch Atheist sei“, erzählt Mayers weiter. „Wir hatten ein gutes Gespräch und zum Abschluss hat er sich einen erneuten Besuch gewünscht. Das sind für mich wertvolle Begegnungen.“


Die Kontaktaufnahme zum Seelsorgeteam ist unterschiedlich. Manchmal sind es Begegnungen im Flur, aus denen sich ein Gespräch mit einem anschließenden Besuch entwickelt, ein anderes Mal werden sie vom Klinikpersonal oder von Angehörigen direkt hinzugezogen. Jeder hat seine Schwerpunkte und seine festen Stationen, die restliche Arbeit teilen sie untereinander auf. Und selbstverständlich haben sie In der Pandemiezeit die isolierten Patienten und Patientinnen besucht. In Notsituationen sind sie zur Stelle und das an sieben Tagen in der Woche.


Beatrice Quirin gehört seit einem Jahr mit einer halben Stelle zum multiprofessionellen Team der Klinik für Palliativmedizin. „Gerade im Bereich der Palliativmedizin ist Seelsorge sehr wichtig“, so Quirin. „Die Patienten nehmen die Lebensbegrenzung wahr und brauchen Begleitung.“ „Wir haben nicht immer Antworten, aber wir gehen ein Stück Weg gemeinsam“, sagt Pfarrer Erwin Graus. „Die Begegnung ist ein Resonanzgeschehen: Ich spüre, was der andere als Resonanz in mir auslöst. Dazu muss ich mich einfühlen. Ich nehme mir Zeit, um wahrzunehmen, was beim Gegenüber passiert. In diesem Geschehen bin ich mit meinem eigenen Glauben und Leben beteiligt und versuche das im Gespräch deutlich zu machen “, erklärt Graus, der seit neun Jahren im CaritasKlinikum wirkt.


Auch die Mitarbeiterseelsorge ist ihnen allen sehr wichtig, gerade in dieser schnelllebigen Zeit. Sie suchen gemeinsam mit den Mitarbeitenden nach neuen Perspektiven, die Kraft und Trost bringen und stehen in vielen Situationen beratend zur Seite. Sie bieten Hilfe zur Selbsthilfe, organisieren Oasentage für Mitarbeitende, Seminare zur Stressreduktion sowie zum Umgang mit Sterben und Tod. Gottesdienste, Spendung von Sakramenten und Abendmahl, spirituelle Impulse, Klinikchor gehören zum Angebot der Seelsorge.


Über viele Jahre haben die Seelsorger ein Team von ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Klink aufgebaut. Sie besuchen als Grüne Damen und Herren Patientinnen und Patienten auf den Stationen, das Büchereiteam hält ein interessantes Leseangebot bereit und KommunionhelferInnen bringen die Krankenkommunion zu den Patienten. Die Pandemie hat die ehrenamtlichen Aktivitäten leider sehr eingeschränkt.


Das gesamte Team hat eine langjährige intensive und sehr gute Ausbildung. Sie wissen, was in schwierigen Situationen zu tun ist. „Natürlich stoßen auch wir an unsere Grenzen, doch unser Glaube, unsere Spiritualität gibt die notwendige Kraft“, so Corinna Clasen. „Ich weiß mich getragen von Gott. Diese innere Haltung hilft mir in jedem Gespräch. Dabei lasse ich los und vertraue es Gott an“. Erwin Graus ergänzt: „Die eigenen Grenzen zu spüren, zulassen und aushalten, wenn wir nichts mehr sagen können. Einfach da sein und gemeinsam zu schweigen und den Punkt zu spüren, wenn es Zeit ist auch wieder zu gehen.“

Onkologisches Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia Rheinstraße 2, D-66113 Saarbrücken

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