02.09.2022

„Patienten mit möglichst wenig Mitteln heilen“

Professor Manfred Lutz ist seit 20 Jahren Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie im CaritasKlinikum Saarbrücken
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Niemals stillstehen, immer weiterentwickeln – das ist das Credo von Professor Dr. med. Manfred Lutz. Als Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie sowie Stoffwechsel- und Ernährungskrankheiten im CaritasKlinikum Saarbrücken behandelt er Patienten mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Stoffwechselstörungen oder Infektionen. „Mein Ziel ist es, die Patienten mit möglichst Wenig zu heilen. Dazu müssen wir so viel wie möglich über ihn wissen, um zu verstehen, was in seinem Körper los ist.“ Forschung und Wissensgenerierung spielen daher für den 63-jährigen Mediziner eine große Rolle. „Ich will wegkommen von den großen Operationen, wenn sie nicht unbedingt notwendig sind. Das kann man aber nur leisten, wenn man wissenschaftlich aktiv und immer auf dem aktuellsten Stand ist. Die neuesten High-End-Techniken können Patienten mit ganz kleinen Eingriffen helfen.“

Prof. Lutz ist in der Region einer der wenigen Ärzte, die im Bereich von Speiseröhre, Magen und Darm Tumoren endoskopisch operieren, also minimal-invasiv durch die körpereigenen Öffnungen. Inzwischen sei es sogar möglich, über das Endoskop von innen die Wunden zu vernähen. Lutz sieht sich selbst als „Techniker“: „Ich liebe es, neue Methoden und Möglichkeiten auszuprobieren – so entsteht Innovation. Natürlich muss man parallel prüfen, ob es richtig ist und dem Patienten hilft.“

 

Der gebürtige Konstanzer hat während des Studiums und der Zeit danach Erfahrungen auf der ganzen Welt gesammelt, darunter in der Schweiz, in Frankreich und in Amerika. Vor 20 Jahren kam er dann als Chefarzt ins Saarland. Hier profitieren jährlich über 2000 Patienten von seinem Wissenshunger und seinem Streben nach neuen Methoden. Zu den aktuell neuesten Verfahren gehört zum Beispiel die Licht-Laser-Therapie, bei der der Tumor mit einer lichtempfindlichen Substanz behandelt und dann bestrahlt wird. „Wir ‚schmelzen‘ ihn quasi weg“, so der Prof. Lutz. „Das ist eine Methode für besonders hartnäckige Tumore, bei denen eine Operation nicht mehr möglich ist.“ Darmkrebs-Patienten profitieren von einem System, bei dem mit Künstlicher Intelligenz während einer Darmspiegelung die Bilder laufend analysiert und noch zuverlässiger auch kleinste Veränderungen angezeigt werden.

 

Neben praktischer Pionier-Arbeit ist das CaritasKlinikum auch an zahlreichen Studien beteiligt, zum Beispiel zur Optimierung der Krebs-Therapie. „Wir stellen uns Fragen wie: Soll man erst die Chemotherapie beginnen und dann die Bestrahlung? Oder umgekehrt? Oder können wir es schaffen, eine Chemotherapie mit Medikamenten zu umgehen?“ Eine neue Therapie nutzt zum Beispiel das körpereigene Immunsystem, um den Krebs zu bekämpfen. In einer anderen Studie wurden in den vergangenen drei Jahren alle Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Saarland befragt, wie die Diagnose festgestellt wurde. „Im Saarland sind wir zwar schon gut aufgestellt in der Früherkennung, aber wir erhoffen uns damit noch bessere Erkenntnisse, um zu erfahren, wo wir gezielt noch früher ansetzen können“, betont der Chefarzt.

 

Zur Wissensgenerierung und wegen des wissenschaftlichen Austauschs ist Lutz in der Europäischen Krebsgesellschaft EORTC organisiert und arbeitet auch national an der Weiterentwicklung von medizinischen Leitlinien mit zur Diagnostik und Therapie z.B. bei Magen-Karzinomen. Er hat über 60 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und gibt sein Wissen in Lehrveranstaltungen und Fortbildungen weiter. „Es macht mir Spaß, junge Menschen an die Medizin heranzuführen. Ich beteilige die jungen Kollegen auch immer mit kleinen Projekten an der Forschung.“ Ab November wird eine Oberärztin der Klinik für ein halbes Jahr in einer gastroenterologischen Praxis arbeiten. „Wir arbeiten extrem gut mit den niedergelassenen Ärzten zusammen, da ist über die Jahre ein richtiges Netzwerk entstanden. Die Arbeit in der Praxis unterscheidet sich in vielen Belangen vom Klinikalltag – sei es in den Krankheitsbildern oder Techniken. Das ist ein wichtiger Bestandteil für eine umfassende Weiterbildung.“ Er ist stolz darauf, dass viele niedergelassene Ärzte bei ihm die Ausbildung durchlaufen haben: „Das verstärkt nochmal den Netzwerk-Charakter. Jeder ist in seinem Bereich der Experte.“

 

Im CaritasKlinikum profitiert Lutz nach eigenen Aussagen enorm von der interdisziplinären Zusammenarbeit im zertifizierten Onkologischen Zentrum. In der wöchentlichen Tumor-Konferenz wird jeder einzelne Patient individuell und ausführlich besprochen. „Dank modernster Verfahren können wir Tumore deutlich früher erkennen und behandeln. Mit der großartigen Expertise meiner Kollegen Priv.-Doz. Dr. Topaly und Professor Dr. Metzger können wir für jeden Patienten die bestmögliche Therapie planen. Die enge Zusammenarbeit aller Abteilungen und Berufsgruppen im Onkologischen Zentrum ist eine wichtige Voraussetzung für die stetige Weiterentwicklung der Patientenversorgung.“

 

In drei Jahren will der 63-Jährige in Rente gehen. „Bis dahin will ich die Klinik vorbereiten für eine ordentliche Übergabe.“ Dass er schon seit über zehn Jahren ausgezeichnet wird und wiederholt auf den Besten-Listen von Stern und Focus steht, ist für Professor Manfred Lutz ein wichtiges Feedback: „In diese Bewertungen spielen Rückmeldungen von Kollegen, niedergelassenen Ärzten und Patienten mit rein. Wenn unsere Arbeit kontinuierlich so positiv bewertet wird, weiß ich, dass ich in meinem Bestreben, für jeden Patienten die optimale Behandlung zu erzielen, auf dem richtigen Weg bin.“

 

Foto: Becker&Bredel

Onkologisches Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia Rheinstraße 2, D-66113 Saarbrücken

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