Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 7.500 Frauen an Eierstockkrebs. Damit gehört diese Tumorart zwar einerseits zu den eher seltenen Krebserkrankungen, andererseits aber auch zu den gefährlicheren: Mehr als die Hälfte der betroffenen Frauen sterben, weil der Krebs oft erst in einem späten Stadium entdeckt wird.
Pünktlich zum Welteierstockkrebstag am 8. Mai kann Dr. Mustafa Deryal, Leiter des Gynäkologischen Krebszentrums im Onkologischen Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken, gute Neuigkeiten verkünden: Das Zentrum ist jetzt Kooperationspartner im Deutschen Konsortium familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Das von der Deutschen Krebshilfe etablierte Konsortium besteht deutschlandweit aus 23 Zentren. Im Saarland vertritt das Genitalkrebszentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken das Konsortium und betreut die Betroffenen: „30 Prozent der betroffenen Frauen haben eine familiäre Belastung, der Bedarf nach einer genetischen Analyse ist also sehr groß“, erklärt Deryal. „Allerdings müssen Frauen erst verstehen, was überhaupt passiert, um eine Entscheidung treffen zu können. Es braucht also eine umfangreiche und qualitative Beratung, um ein Risiko-Potenzial zu erkennen und eine damit verbundene Versorgung sicherstellen zu können.“
Die Zentren im Deutschen Konsortium, darunter das Gynäkologische Krebszentrum am Rastpfuhl, bieten Ratsuchenden aus Risikofamilien genau diese Beratung und Betreuung an. Hierbei wird das individuelle Risiko festgestellt und im Bedarfsfall durch eine Gendiagnostik ergänzt und präzisiert. Anschließend können risikoangepasste Maßnahmen, z.B. vorsorgliche Entfernung des Brustdrüsenkörpers mit simultaner Brustrekonstruktion oder Entfernung der Eierstöcke besprochen und angeboten werden. Das koordinierende Zentrum des Deutschen Konsortiums an der Universität zu Köln ist Kooperationspartner für das CaritasKlinikum. „Bei uns steht die modernste Gendiagnostik- zur Verfügung, mit der wir über 300 genetische Veränderungen testen können“, betont die stellvertretende Direktorin Prof. Kerstin Rhiem. „Im Rahmen der Wissensgenerierende Versorgung sammeln wir Daten, um zum Beispiel die Wirksamkeit der Vorsorge-Maßnahmen auswerten zu können.“ Außerdem, so weiß die Expertin: Unklare Ergebnisse der genetischen Untersuchungen können die Menschen sehr beunruhigen. „Mit der Aufnahme der Patientinnen in unser Register haben wir die Möglichkeit, im Nachhinein Feedback über neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu unklaren genetische Veränderungen zu geben. Das ist nicht nur wichtig für die Betroffenen, sondern auch für deren gesunde Angehörigen, die potentiell selbst die genetischen Veränderungen geerbt haben können.“ Durch eine begleitendes Forschungsprogramm mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung werden die Untersuchungsergebnisse überprüft und gegebenenfalls neu bewertet, um das Betreuungskonzept für Risikofamilien stetig zu verbessern.
Die Ärzte im Gynäkologischen Krebszentrum des CaritasKlinikums profitieren durch die Aufnahme ins Konsortium zudem durch ein breites Schulungsangebot, um stets auf dem aktuellsten Wissensstand zu sein. „Wir sind jetzt an eine Wissenspipeline angebunden, die unseren Patientinnen einen großen Heimatvorteil bietet, denn sie müssen nicht mehr mehrere hundert Kilometer in ein Spezialzentrum fahren, um die bestmögliche Beratung zu erfahren“, hebt Dr. Mustafa Deryal hervor.
Konsortiums-Ärztin Kerstin Rhiem ergänzt: „Übrigens rücken auch Männer vermehrt in unseren Fokus, da inzwischen bekannt ist, dass genetische Veränderungen auch mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs einhergehen können. Auch auf diesem Gebiet erforschen wir personalisierte Strategien für Prävention und Therapie.“
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