18.10.2022

Dem Krebs mit Humor begegnen

Alexandra Lieb wurde während ihrer Brustkrebs-Erkrankung im CaritasKlinikum Saarbrücken behandelt und hat über ihre Erfahrungen mit der Krankheit ein Buch geschrieben - Infoveranstaltungen am 4. und 11. November
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Alexandra Lieb erinnert sich noch gut an dem 14. Juli 2011 – der Tag, der ihr Leben verändern sollte. „Am Tag vorher hatte mein Mann einen Knoten in der Brust getastet. Ich habe mir keine wirklichen Sorgen gemacht, aber da wir kurze Zeit später in den Urlaub fahren wollten, bin ich lieber mal zum Arzt gegangen“, erinnert sich die 51-Jährige zurück. Doch plötzlich ging alles ganz schnell: Ultraschall, Mammographie, Biopsie. „Eigentlich sollte es ein paar Tage dauern, bis die Ergebnisse vorliegen, aber schon am nächsten Morgen klingelte das Telefon: Ich soll in die Praxis kommen. Als man mir sagte, es handele sich um einen bösartigen Tumor, habe ich es erst gar nicht richtig wahrgenommen. Aber irgendwann habe ich dann gefragt: ‚Ist es Krebs?‘ Und dann dämmerte es mir: Bäm! Plötzlich stand meine Welt auf dem Kopf.“


Erst wenige Monate vorher hatte Alexandra lieb ihren 40. Geburtstag gefeiert. Sie trieb viel Sport, ging gerne mit Freunden aus, stand mitten im Leben. „Von einem Tag auf den anderen änderte sich alles – ich war wie in Trance“, erzählt Alexandra Lieb. „Zum Glück habe ich sehr schnell einen Termin im CaritasKlinikum bekommen und bin im Nachhinein sehr froh über diese Entscheidung. Man hat mir alles genau erklärt und gemeinsam mit den Ärzten haben wir eine eher ungewöhnliche Entscheidung getroffen.“ Obwohl der normale Ablauf darin besteht, erst den Tumor operativ zu entfernen und dann eine Chemotherapie zu machen, entschied sich die Oberbayerin, die seit 2008 in Saarbrücken lebt, für die umgekehrte Reihenfolge.


Bereits wenige Wochen später startete die Chemotherapie. Über ein halbes Jahr gehörte die Fahrt ins CaritasKlinikum zum Alltag von Alexandra Lieb. „Es war natürlich beklemmend, denn man sah sehr deutlich, dass auf der Station alle sehr krank waren. Aber irgendwann wurde es zur Routine. Und die Ärzte und das Pflegeteam waren eine tolle Unterstützung und immer bei allen Fragen für mich da.“ Alexandra Lieb hatte Glück: Die Nebenwirkungen der Chemotherapie fielen weniger schlimm aus als befürchtet. „Der Sport hat mir geholfen“, sagt Alexandra Lieb. Sie ist Übungsleiterin im Präventiv- und Reha-Sportbereich, fährt gern Mountainbike und Rennrad. „Natürlich war ich nicht annähernd so leistungsfähig wie früher, aber es hat einfach gutgetan – sowohl psychisch als auch körperlich.“ Da es zu dem Zeitpunkt kaum Sportangebote für Betroffene gab, hat sie selbst einen Lehrgang organisiert. Innerhalb kürzester Zeit gab es zehn Krebs-Sportgruppen im gesamten Saarland. „Viele davon gibt es noch heute“, sagt Lieb stolz.


Und tatsächlich: Durch die Chemotherapie schrumpfte der Tumor so weit, dass anschließend nur noch ein minimaler Eingriff notwendig war. Aus ihrer Krankheit hat Alexandra Lieb in all der Zeit nie ein Geheimnis gemacht. „Das war für mich eine Möglichkeit, es zu verarbeiten, aber auch für mein Umfeld war es dadurch leichter, damit umzugehen“, ist sie überzeugt. „Ich habe versucht, mich nicht allzu sehr einschränken zu lassen und einen einigermaßen normalen Alltag aufrecht zu halten.“ Etwas über ein Jahr nach Diagnosestellung konnte sie mir der Wiedereingliederung in der Arbeit beginnen.


Irgendwann entstand die Idee, ein Buch über ihre Erlebnisse zu schreiben. „Das war so ein schleichender Prozess“, erzählt Alexandra Lieb. „Mir sind immer wieder Sätze im Kopf rumgekreist, die mich einfach nicht losgelassen haben. Ich wollte mich aber nicht unter Druck setzen und habe einfach immer mal wieder was aufgeschrieben, wenn mir etwas eingefallen ist.“ Vom ersten Satz bis zur Veröffentlichung von „Brustkrebs … na und?“ dauerte es über fünf Jahre. „Im Prinzip bin ich fast froh, dass es so lange gedauert hat. Denn so kamen mir immer wieder neue Ideen.“ Zum Beispiel vollzieht sie in dem Buch einen Perspektivenwechsel, schreibt abwechselnd aus ihrer eigenen Sicht und aus der Sicht einer Krebszelle. „Dann hatte ich noch das Glück, dass mein Neffe, der Comic-Künstler ist, angeboten hat, das Buch zu illustrieren. Das hat es nochmal unglaublich aufgewertet.“


Alexandra Lieb ist überzeugt, dass ihr die Arbeit an dem Buch geholfen hat, selbst mit dem Thema abzuschließen. Aber sie will auch anderen Frauen Mut machen. „Ich selbst habe während der Krankheit viel gelesen und die Erfahrungen von anderen haben mir geholfen. Gerade Brustkrebs hat heutzutage gute Heilungschancen. Der Titel ist mir einem Augenzwinkern gemeint und soll ein bisschen provokant sein. Mit einer Prise Humor lässt sich auch die schlimmste Situation ein bisschen leichter ertragen.“


Die Veröffentlichung des Buches im Dezember 2020 kam mitten in der Corona-Zeit. „Einerseits gab es natürlich keine Möglichkeit für Lesungen oder ähnliches“, blickt Alexandra Lieb zurück. „Andererseits sind auch viele Angebote von Selbsthilfegruppen ausgefallen und so konnte ich mit meinem Buch einen Beitrag zum Erfahrungsaustausch bieten.“


Heute, über 10 Jahre nach jeden schicksalsbehafteten 14. Juli, bezeichnet sich Alexandra Lieb als gesund. „Ich habe den Krebs besiegt und das CaritasKlinikum hat mir dabei ein gutes Stück geholfen. Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht und mich bei dem gesamten Team immer gut aufgehoben gefühlt. Ich bin froh, dass ich mich für dieses Krankenhaus entschieden habe.“


Und ihre Bemühungen, aufzuklären und anderen Frauen Mut zuzusprechen, gehen weiter. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Marion Schweizer organisiert sie im November zwei Veranstaltungen unter dem Motto „Rundum Brust“. Neben einer Lesung aus ihrem Buch gibt es verschiedene Informationen und Angebote zu den Themen Ernährung, Sport, Entspannung und Selbsthilfe für Betroffene und Angehörige. Die Infoabende finden statt am 4. November, 18 Uhr in der Hermann-Neuberger-Sportschule, Raum 20, in Saarbrücken und am 11. November, 18 Uhr, im Schlösschen, Saarbrücker Straße 13, in Losheim am See. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.

 

Info:
Das Buch „Brustkrebs … na und?“ ist im tredition-Verlag erschienen und erhältlich als Paperback, Hardcover und E-Book.

Onkologisches Zentrum am CaritasKlinikum Saarbrücken St. Theresia Rheinstraße 2, D-66113 Saarbrücken

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